Alle Autoren kennen bestimmt das Problem des Schreibprogramms. Ob ihr euch also gerade damit auseinandersetzt, ob es bald vor der Tür steht oder ihr es bisher immer ignoriert habt: Jetzt ist eure Chance gekommen, eine Entscheidung zu treffen. Heute will ich euch nämlich das Schreibprogramm “Scrivener” vorstellen, das in meinen Augen das beste Schreibprogramm ist, das ich bisher je benutzt habe. Wieso? Das erfahrt ihr jetzt in diesem Beitrag.
Scrivener – das beste Schreibprogramm aller Zeiten?
Bereits auf den ersten Blick nach dem ersten Öffnen machte Scrivener auf mich einen sehr professionellen und vor allem ordentlichen Eindruck. Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass hier alle Funktionen sinnvoll sind und ihren Grund haben- kein Unsinn dabei, aber dennoch zahlreiche Tools. Durch das aufgeräumte Erscheinungsbild wird man während den einzelnen Arbeitsschritten nicht abgelenkt und kann sich beim planen, schreiben oder korrigieren voll und ganz auf seine Arbeit konzentrieren. Das ist etwas, das mich zum Beispiel bei einem bekannten Konkurrenten (Papyrus Autor) immer sehr gestört hat – dort wurde ich für meinen Geschmack viel zu sehr abgelenkt.
Möchte man wirklich eine kurze Zusammenfassung, ist Scrivener rundum praktisch mit zahlreichen Funktionen, ohne dass es unübersichtlich oder chaotisch wird. Alles hat seinen Platz, man findet sich nach nur kurzer Zeit zurecht und die Arbeit mit Scrivener ist unkompliziert und macht Spaß. Weil das aber an Bewertung und Erklärung nicht alles gewesen sein soll, will ich euch das Programm einmal etwas näher vorstellen und einzelne Funktionen aufzeigen.
- Das erste Projekt: Wenn ihr einmal Scrivener öffnet und euer erstes Projekt erstellen wollt, könnt ihr entweder die Tutorial-Projekte öffnen (was ich euch empfehlen würde) oder direkt euer eigenes Projekt beginnen. Dazu gibt es ganz viele Vorlagen, zwischen denen ihr euch entscheiden müsst- aber keine Sorge, das ist nicht so schwer wie es klingt. Die Vorlagen sind sehr selbsterklärend und ihr werdet schnell wissen, was ihr braucht. Zum Beispiel könnt ihr die Vorlage “Roman mit mehreren Teilen” oder “Comic-Skript” nehmen. Ihr wisst denke ich selbst am besten, was genau ihr hier braucht. Es ist aber auch möglich, ein leeres Dokument zu öffnen und alles nach euren Wünschen zu gestalten. Solch ein leeres Dokument könnt ihr übrigens nach eurem Belieben in eure Wunschvorlage umändern und dann als neue Vorlage abspeichern, sodass ihr euch das nicht bei jedem Buchprojekt aufs Neue zurechtlegen müsst. Toll, oder?
- Veränderbare Vorlagen: Vorlagen sind gerade für neue und unsichere Autoren etwas ganz Tolles, weil sie zumindest einen Anhaltspunkt haben. So gibt es bei Scrivener bereits vorgefertigte Vorlagen für Charaktere und Orte/Welten. Diese kann man ganz beliebig überschreiben und anpassen und in seine eigene Vorlage verändern. Wie bei den Projektvorlagen ist hier der Vorteil, dass ihr mit einem Mausklick ein Charactersheet öffnen könnt, dass entweder der ursprünglichen Vorlage oder eurer eigenen Version entspricht – so oder so müsst ihr nichts neu eintippen, sondern habt alles schon so wie es sein soll. Und das ganze könnt ihr unendlich oft machen.
- Ein Schreibmodus: Es gibt einen Modus nur für das Schreiben, bei dem euer Text hervorgehoben und alles andere abgedunkelt wird. Dadurch könnt ihr euch nochmal sehr viel besser auf eure Schreibarbeit konzentrieren und werdet (gerade am Anfang!) wirklich nicht von den ganzen Funktionen und Buttons abgelenkt, die Scrivener nunmal doch in großer Anzahl zu bieten hat.
- System und Ordnung: Durch Labels und die Möglichkeit einen “Status” festzulegen, könnt ihr alle Kapitel, Szenen und sonstige Dokumente ganz leicht sortieren und ordnen. Der Status bestimmt, ob ein Dokument gerade in Arbeit ist, ob es der erste, zweite, hundertste oder letzte Entwurf ist, ob es bereits überarbeitet wurde, fertiggestellt ist,… Und ihr könnt in den Einstellungen ganz leicht festlegen welche Optionen ihr beim “Status” braucht – wenn ihr mit nur zwei Entwürfen arbeitet, braucht ihr die Option “dritter Entwurf” ja nicht. Mit einem Label könnt ihr zum Beispiel festlegen, ob etwas eine Notiz ist, eine Idee, ein Kapitel, eine Szene, ein Ort oder ein Charakter – oder ihr denkt euch hierfür ganz andere Optionen aus, denn auch das könnt ihr beliebig ändern und auch farblich kennzeichnen. Klickt ihr auf ein Dokument seht ihr rechts sowohl Status als auch Label, aber ihr könnt auch nach Status oder Label filtern lassen und bekommt dann zum Beispiel nur Szenen angezeigt, die noch im ersten Entwurf sind.
- Die Arbeitsfläche: Ihr könnt das Erscheinungsbild natürlich recht beliebig anpassen, aber grundsätzlich gibt es zunächst einen festen Aufbau (den ich auch nicht verändert habe). Mittig habt ihr euer Dokument, das wie ein Blatt Papier aussieht. Hier schreibt ihr. Direkt darüber seht ihr übliche Textbearbeitungstools, also Formatierung, Schriftart, Schriftgröße,…! Darüber gibt es eine Suchleiste (Projektübergreifend, nicht Dokumentübergreifend), die Möglichkeit in den Schreibmodus zu wechseln, die Möglichkeit zwischen Ansichtsoptionen zu wechseln und noch vieles mehr. Links seht ihr alle Dokumente, Datenbanken und Notizen. Rechts sind die Informationen zu dem Dokument, das ihr gerade geöffnet habt – mit einem Feld für Notizen zu diesem Dokument, einem Feld für eine Kurzbeschreibung, mit dem Status, den Labels, dem Datum der letzten Änderung, mit Kommentaren und Fußnoten, Stichwörtern, Metadaten und mit den Snapshots. Unten seht ihr euren Wordcount und weitere Daten zu eurem Projekt.
- Snapshots: Eben schon angesprochen möchte ich euch erklären was die Snapshots sind. Nach jedem Entwurf und jeder Änderung könnt ihr auf “Snapshot erstellen” klicken und schon wird euer jetziges Dokument als Snapshot abgespeichert. Zunächst einmal habt ihr es jetzt doppelt gespeichert, aber wenn ihr dann etwas im Dokument ändert, verändert sich nur das aktuelle Dokument und NICHT euer erstellter Snapshot. Die Snapshots dienen also gewissermaßen als Backup oder auch, falls ihr einfach nur sehen wollt, was ihr mit der Zeit geändert habt und was früher anders war. Ihr könnt einzelne Snapshots per Mausklick mit der aktuellen Version oder mit anderen Snapshots vergleichen und euch wird gleich farbig markiert was anders ist.
- Suchen und Filtern: Diese Funktion ist eigentlich sehr selbsterklärend – ihr könnt nach Wörtern und Phrasen suchen und bekommt dann, gebt ihr zum Beispiel “schnell” ein, alle Kapitel angezeigt, in denen sich dieses Wort befindet. Ihr könnt diese beliebig auswählen und durchgucken und das Gesuchte Wort ist farbig markiert. Außerdem wird euch angezeigt wie oft dieses Wort vorkommt und ihr könnt auch direkt von einem “schnell” zum nächsten springen.
- Recherchedatenbank: Es gibt eine Recherchedatenbank, in der ihr Websites und Links, Videos, Bilder und Audiodateien hinterlegen könnt. Alles davon könnt ihr zudem in dem Programm selbst aufrufen und abspielen und Notizen und Anmerkungen hinzufügen.
- Viel, viel mehr: Scrivener hat noch sehr viel mehr Funktionen, die an dieser Stelle ganz sicher den Rahmen sprengen würden. Es gibt zum Beispiel Wortstatistiken, Rechtschreibhilfen, die Möglichkeit mit Ordnern und Textdokumenten zu arbeiten, man kann sich Schreibziele setzen, und und und…
Scrivener ist ein sehr komplexes Programm, das aber dennoch nicht überfordert. Viele Funktionen lernt man nach und nach durch Zufall kennen, was gut so ist – denn es wäre zu viel auf einmal und dennoch sind keine der Funktionen Überlebensnotwendig.
Kennt ihr Scrivener oder benutzt ihr es?
Meldet euch gerne mit weiteren Fragen zum Programm bei uns.
– Eure Mia (Halo)
